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Nicht zu verwechseln: Lichtfeld und strukturiertes Licht

Arbeit strukturiertes Licht nicht bereits mit einem speziellen Lichtfeld? Die Antwort ist ein klares Nein. Wir räumen mit dieser Fehlwahrnehmung auf und zeigen, was beide Bildaufnahme-Verfahren eint – und sie unterscheidet.

Einfarbige und schimmernde Oberflächen sind ein Graus für die industrielle Bildverarbeitung. Gängige Kamerasysteme tun sich schwer, diese Eigenschaften zu erkennen und richtig zu verarbeiten. Ein derzeit häufig eingesetztes Verfahren, um solche Objekte dennoch zu erfassen, ist der Einsatz strukturierten Lichts. Doch entgegen der landläufigen Meinung ist das nicht die einzige Option! Auch mittels Lichtfeld-Technologie lassen sich komplexe Objekte zuverlässig erfassen. Doch was hebt das Lichtfeld von klassischem strukturiertem Licht ab?

 

Strukturiertes Licht: Anhaltspunkte für die Kameras

Ein Muster-Projektor wirft auf das aufzunehmende Objekt ein zufälliges Muster. Das hilft dem Kamerasystem, Informationen zu Tiefe und Beschaffenheit des Gegenstands korrekt zu identifizieren. So könnte man knapp die Funktionsweise strukturierten Lichts umreißen. Zumeist kommt es gemeinsam mit einem stereoskopischen Kameraset zum Einsatz. Diese Kombination bietet eine erprobte und preisgünstige Variante, um komplexe Objekte zu automatisieren.

Nachteilig wirken sich jedoch der Aufwand des jeweiligen Setups aus sowie die daraus resultierende notwendige Nachbearbeitung der Aufnahmen. Denn damit aus dem projizierten Muster zuverlässige Ergebnisse entstehen, muss das System jedes Mal aufs Neue konzipiert und aufwendig kalibriert werden. Bewegte Objekte – etwa auf einem Fließband – eignen sich überhaupt nicht für den Einsatz von strukturiertem Licht. Ist ein passendes Setup möglich, ermöglicht das eingesetzte Pattern aber eine höhere Tiefengenauigkeit als reine Stereoskopie. Um damit im Anschluss zu arbeiten, ist stets ein Entrauschen des Bildes notwendig.

 

Lichtfeld: Alle Bildinformationen einbeziehen

Das Lichtfeld hingegen verfolgt einen anderen technologischen Ansatz. Über das eingesetzte Kamera-Array ist es nicht nur in der Lage, eine sehr hohe Messstabilität zu erzeugen, sondern auch durchweg eine höhere Datenqualität zu liefern. Auch im Lichtfeld ist dafür eine umfangreiche Kalibrierung vor dem Einsatz notwendig. Dadurch, dass das Lichtfeld durch die Kombination zahlreicher Bilder entsteht, müssen jedoch keine Artefakte oder ähnliche problematische Darstellungen entfernt oder nachbearbeitet werden.

Positiv wirkt sich auch die hohe Flexibilität eines Lichtfeld-Systems aus: Es kommt sowohl mit bewegten Objekten als auch Innen- und Außenbeleuchtung zurecht. Seine hohe Tiefenschärfe bleibt von solchen Veränderungen unberührt. Bei zunehmenden Abstand nimmt die Präzision hier linear ab – im Gegensatz zu anderen Aufnahmetechniken, deren Genauigkeit quadratisch sinkt. Die Summe dieser Vorteile hat jedoch (noch) ihren Preis: Bislang können Lichtfeld-basierte Lösungen noch nicht mit dem günstigeren strukturierten Licht mithalten.

 

Zwei Bildaufnahme-Verfahren für eine Aufgabe – wer gewinnt?

Diese Frage lässt sich nicht abschließend beurteilen. Denn während strukturiertes Licht durch seine ausgereiften und standardisierten Lösungen punktet, überzeugt das Lichtfeld durch eine höhere Qualität in der Bildaufnahme. Beiden gemeinsam ist jedoch die nicht ganz aufwandslose Kalibrierung. Welche der beiden Optionen nun zur Lösung einer spezifischen Aufgabe passt, lässt sich letztlich nur aus der Detailbetrachtung des Problems schließen. Klar ist: Sowohl strukturiertes Licht als auch das Lichtfeld bieten jeweils individuelle Vorteile. Sie zu gewichten und sinnvoll zu nutzen, ist die Aufgabe jeder Projektplanung.

In der sich rasant entwickelnden Welt der industriellen Automatisierung ist eine zuverlässige und flexible Objekterkennung ein Grundpfeiler für Vision-Guided Robotics (VGR) und Qualitätssicherung. Bei HD Vision Systems ist es unsere Mission, die Grenzen des Möglichen in der Automatisierung neu zu definieren. Als Vision-Partner auf der Bosch Rexroth CtrlX-Plattform bringen wir modernste Bildverarbeitungstechnologie durch leistungsstarke Apps auf den Fabrikboden, die Konnektivität vereinfachen und die Leistung verbessern.

Pattern Matching: Ein traditioneller Ansatz

Eine der häufigsten Fragen beim Entwurf von Automatisierungslösungen ist, ob traditionelle Pattern-Matching-Techniken oder moderne KI-basierte Objekterkennung verwendet werden sollen. Pattern Matching ist regelbasiert und nutzt manuell definierte Vorlagen oder geometrische Formen zur Objekterkennung. Obwohl es lange ein fester Bestandteil klassischer Bildverarbeitung war, stößt es unter realen Bedingungen oft an seine Grenzen. Änderungen in Beleuchtung, Ausrichtung, Maßstab oder selbst kleine Verdeckungen können zu Erkennungsfehlern führen. Zudem ist die Einrichtung aufwändig, erfordert Expertenwissen und lässt sich nur schwer an Veränderungen in der Produktionslinie anpassen.

Deep Learning: Intelligent und anpassungsfähig

Im Gegensatz dazu nutzt die KI-basierte Objekterkennung datengetriebene Modelle, die auf großen und vielfältigen Datensätzen trainiert wurden. Diese Modelle erkennen Objekte anhand abstrakter Muster und sind dadurch wesentlich robuster und flexibler. Sie kommen mit unterschiedlichsten Abweichungen und Unregelmäßigkeiten in industriellen Umgebungen zurecht. Mithilfe von Transfer Learning und Datenaugmentation lassen sich Modelle zudem schnell auf neue Objekte oder Bedingungen anpassen – ganz ohne komplexes Regelwerk.

Integrierte KI auf CtrlX

Wir bei HD Vision Systems setzen konsequent auf diesen modernen Ansatz und haben ihn direkt in die Bosch Rexroth CtrlX-Plattform integriert. Unsere Apps ermöglichen den Anschluss von Standard-Industriekameras gemäß dem GenICam-Standard via Ethernet. Die aufgenommenen Bilder werden von KI-Modellen direkt im CtrlX-Ökosystem verarbeitet. Die Ergebnisse sind nicht nur präzise, sondern werden auch automatisch aus 2D-Bildkoordinaten in 3D-Weltkoordinaten überführt – entscheidend für präzise Roboterführung und Qualitätssicherung.

Vor-Ort-Training und Individualisierung

Neben vortrainierten Modellen bieten wir Frameworks an, mit denen Nutzer eigene Bilddaten annotieren und individuelle Objekterkennungsnetzwerke trainieren können – komplett vor Ort, ohne Daten in die Cloud zu senden. So behalten Sie die volle Kontrolle über Datenschutz und Datensicherheit. Integratoren und Endanwender können so hochspezialisierte Erkennungslösungen entwickeln – exakt zugeschnitten auf ihre Anwendung.

Zukunftsausblick: KI für moderne Fertigung

Pattern Matching hatte seine Zeit, aber die zunehmende Komplexität moderner Fertigungsprozesse verlangt intelligentere, flexiblere Systeme. Deep Learning liefert genau das. Mit den fortschrittlichen Vision-Tools von HD Vision Systems und der Modularität der Bosch Rexroth CtrlX-Plattform stehen Herstellern leistungsstarke Objekterkennungslösungen zur Verfügung, die mit ihren Anforderungen wachsen.

Egal ob Nachrüstung bestehender Anlagen oder Neuplanung – jetzt ist der richtige Zeitpunkt, die Kraft KI-gesteuerter Bildverarbeitung zu nutzen. Wir freuen uns, Sie dabei zu begleiten.

24. September 2020

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