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Intelligente Algorithmen zur Bildverarbeitung – Das unterscheidet KI, Machine und Deep Learning

Immer öfter findet Künstliche Intelligenz (KI) Eingang in die Produktionshallen der Industrie – verspricht sie doch eine schnelle und einfache Automatisierung komplexer Aufgaben. Regelmäßig hört man dabei die Begriffe Machine Learning oder Deep Learning. Wir schaffen Klarheit zwischen den Begriffen – und zeigen in Zusammenarbeit mit unserem KI-Experten Wolfgang Andris, worauf es in der Bildverarbeitung dabei ankommt.  

Künstliche Intelligenz, Machine Learning, Deep Learning – diese drei präzise voneinander abzugrenzen, fällt selbst gestandenen Experten nicht immer leicht. In diesem Artikel möchten wir anhand ihrer Unterschiede zeigen, wie diese in der industriellen Bildverarbeitung sinnvoll eingesetzt werden können.

 

Sammelbegriff KI

Die übergreifende Kategorie für vielfältigste intelligente Anwendungen und Funktionen bildet heute der Begriff „Künstliche Intelligenz“ (Artificial Intelligence). KI bezeichnet entsprechend den Versuch, die menschliche Entscheidungsfähigkeit künstlich nachzuahmen. Dahinter stecken aufwändige und komplexe Algorithmen, die durch zahlreiche Abhängigkeiten und Abwägungen in der Lage sind, selbstständig vorgegebene Probleme zu lösen.

Auch mit klassischer Bildverarbeitung kann eine künstliche Intelligenz realisiert werden. Für eine einfache Prüfaufgabe kann ein solches System z.B. eine Kreisform erkennen und ihren Durchmesser berechnen. Wenn sich dieser nicht innerhalb einer vorgegebenen Toleranz befindet, wird das Werkstück anschließend aussortiert. Das System trifft also intelligente Entscheidungen – auf Basis klassischer Bildverarbeitungsalgorithmen.

Relationen zwischen Künstlicher Intelligenz, Machine Learning und Deep Learning

Künstliche Intelligenzen im Vergleich

Klassifizierungsaufgaben mit Machine Learning lösen

Für Klassifizierungsaufgaben können diese Methoden der klassischen Bildverarbeitung mit solchen des Machine Learnings ergänzt werden. Darunter fallen beispielsweise Support Vector Machines, ein Verfahren zur Mustererkennung. In der Praxis setzen Entwickler dafür zunächst sog. „hand crafted features“ ein; das sind einzelne Merkmale des Bildes, die über klassische Bildverarbeitungsalgorithmen berechnet werden. Erst im Anschluss tritt Machine Learning auf den Plan und verwertet diese Features zu einer berechneten Entscheidung.

Diese Machine Learning-Techniken nutzen folglich die Daten aus einer zuvor erfolgten klassischen Bildverarbeitung, um darauf im Anschluss Techniken des maschinellen Lernens anzuwenden. Das ursprünglich aufgenommene Bild benötigen diese Art Machine Learning-Algorithmen nicht, sie basieren lediglich auf den Zwischenergebnissen der Bildverarbeitung. Erst mit diesem Wissen treffen die dahinterstehenden Algorithmen die richtigen Entscheidungen.

 

Deep Learning für fortgeschrittene Erkennungsleistung

Zur relevantesten Form Künstlicher Intelligenz ist in jüngster Zeit allerdings Deep Learning avanciert. Dieses „tiefgehende Lernen“ soll der menschlichen Intelligenz stärker als vorherige Konzepte ähneln: Algorithmen gewichten und bewerten eingehende Daten über unzählige Parameter, die vielfach verbunden sind. Dieses Geflecht wird gerne mit den Nerven-Verbindungen im menschlichen Gehirn assoziiert – daher spricht man auch von neuronalen Netzen.

Kommen neuronale Netze und Deep Learning zum Einsatz, kommen nahezu keine klassischen Bildverarbeitungsalgorithmen zur Verwendung. Stattdessen greifen Deep Learning-Algorithmen fast direkt auf Rohdaten aus der Kamera zu. Je nach Aufgabenstellung durchlaufen diese noch ein sogenanntes Preprocessing: Etwa zur Unterteilung einer Aufnahme in verschiedene Abschnitte, um einzelne relevante Stellen aufzuzeigen. Fehler und Abweichungen auf den Bilddaten erkennt ein neuronales Netz zuverlässig. Zusätzlich erlernt es selbstständig, ab welchem Grad Werkstücke defekt sind – und arbeitet dabei genauer als viele menschlichen Prüfer.

Außerdem ist eine Deep Learning-gestützte Bildverarbeitung in der Lage, harmlosen Schmutz von Defekten zu unterscheiden. So lässt sich die Anzahl der Falsch Positiven effektiv zuverlässig minimieren. Es zeigt sich: Wo klassische Ansätze der Bildverarbeitung versagen würden, erweitern neuronale Netze den Bereich des Möglichen. Auf diese Weise lassen sich auch Aufgaben lösen, die mit klassischen Methoden undenkbar wären.

Damit setzen Deep Learning und neuronale Netze den derzeitigen Branchenstandard in der intelligenten Automatisierung komplexer Aufgaben. Für die industrielle Bildverarbeitung ergeben sich so neue, spannende Möglichkeiten in der Erkennung und Inspektion von Werkstücken.

Setzen Sie KI und neuronale Netze für die visuelle Qualitätsinspektion metallischer und komplexer Werkstücke ein

In der sich rasant entwickelnden Welt der industriellen Automatisierung ist eine zuverlässige und flexible Objekterkennung ein Grundpfeiler für Vision-Guided Robotics (VGR) und Qualitätssicherung. Bei HD Vision Systems ist es unsere Mission, die Grenzen des Möglichen in der Automatisierung neu zu definieren. Als Vision-Partner auf der Bosch Rexroth CtrlX-Plattform bringen wir modernste Bildverarbeitungstechnologie durch leistungsstarke Apps auf den Fabrikboden, die Konnektivität vereinfachen und die Leistung verbessern.

Pattern Matching: Ein traditioneller Ansatz

Eine der häufigsten Fragen beim Entwurf von Automatisierungslösungen ist, ob traditionelle Pattern-Matching-Techniken oder moderne KI-basierte Objekterkennung verwendet werden sollen. Pattern Matching ist regelbasiert und nutzt manuell definierte Vorlagen oder geometrische Formen zur Objekterkennung. Obwohl es lange ein fester Bestandteil klassischer Bildverarbeitung war, stößt es unter realen Bedingungen oft an seine Grenzen. Änderungen in Beleuchtung, Ausrichtung, Maßstab oder selbst kleine Verdeckungen können zu Erkennungsfehlern führen. Zudem ist die Einrichtung aufwändig, erfordert Expertenwissen und lässt sich nur schwer an Veränderungen in der Produktionslinie anpassen.

Deep Learning: Intelligent und anpassungsfähig

Im Gegensatz dazu nutzt die KI-basierte Objekterkennung datengetriebene Modelle, die auf großen und vielfältigen Datensätzen trainiert wurden. Diese Modelle erkennen Objekte anhand abstrakter Muster und sind dadurch wesentlich robuster und flexibler. Sie kommen mit unterschiedlichsten Abweichungen und Unregelmäßigkeiten in industriellen Umgebungen zurecht. Mithilfe von Transfer Learning und Datenaugmentation lassen sich Modelle zudem schnell auf neue Objekte oder Bedingungen anpassen – ganz ohne komplexes Regelwerk.

Integrierte KI auf CtrlX

Wir bei HD Vision Systems setzen konsequent auf diesen modernen Ansatz und haben ihn direkt in die Bosch Rexroth CtrlX-Plattform integriert. Unsere Apps ermöglichen den Anschluss von Standard-Industriekameras gemäß dem GenICam-Standard via Ethernet. Die aufgenommenen Bilder werden von KI-Modellen direkt im CtrlX-Ökosystem verarbeitet. Die Ergebnisse sind nicht nur präzise, sondern werden auch automatisch aus 2D-Bildkoordinaten in 3D-Weltkoordinaten überführt – entscheidend für präzise Roboterführung und Qualitätssicherung.

Vor-Ort-Training und Individualisierung

Neben vortrainierten Modellen bieten wir Frameworks an, mit denen Nutzer eigene Bilddaten annotieren und individuelle Objekterkennungsnetzwerke trainieren können – komplett vor Ort, ohne Daten in die Cloud zu senden. So behalten Sie die volle Kontrolle über Datenschutz und Datensicherheit. Integratoren und Endanwender können so hochspezialisierte Erkennungslösungen entwickeln – exakt zugeschnitten auf ihre Anwendung.

Zukunftsausblick: KI für moderne Fertigung

Pattern Matching hatte seine Zeit, aber die zunehmende Komplexität moderner Fertigungsprozesse verlangt intelligentere, flexiblere Systeme. Deep Learning liefert genau das. Mit den fortschrittlichen Vision-Tools von HD Vision Systems und der Modularität der Bosch Rexroth CtrlX-Plattform stehen Herstellern leistungsstarke Objekterkennungslösungen zur Verfügung, die mit ihren Anforderungen wachsen.

Egal ob Nachrüstung bestehender Anlagen oder Neuplanung – jetzt ist der richtige Zeitpunkt, die Kraft KI-gesteuerter Bildverarbeitung zu nutzen. Wir freuen uns, Sie dabei zu begleiten.

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